von Verena Schwenke
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8. Juni 2024
Willkommen in unserem neuen Blog. Warum ich das hier schreibe? Weil immer wieder Menschen zu uns kommen, die ihren ersten Hund oder auch Hovawart suchen und denen erzähle ich gerne meine Geschichte der Hovawarte. Meinen ersten eigenen Hund habe ich 2001 bekommen. Damals haben wir einfach die Zeitung geöffnet, eine Welpenanzeige gelesen, angerufen, losgefahren und eine mittelgroße Mischlingshündin mit nach Hause genommen. Dieser Hund war Scheila, auch sie hat eine eigene Seite auf dieser Website gefunden, denn sie war der beste erste Hund für Menschen, die wirklich überhaupt keine Ahnung hatten, was sie da tun. Natürlich haben wir uns Mühe gegeben, Bücher gelesen und Hundeschulen besucht. Dennoch hat sie jeden menschlichen Fehler verziehen und hatte einen extrem ausgeprägten "will to please". Eigentlich haben wir bei diesem Hundekauf alles falsch gemacht und dennoch einen Jackpot gezogen. Einen Hund zu kaufen, der aus einer Pferdebox gezogen wurde, ungeimpft und ungechipt, ohne die Eltern kennenzulernen, mit Parasiten, Durchfall und allem was dazu gehört. Am Ende hätten wir uns für die Tierarztrechnungen auch einen Rassehund vom Züchter kaufen können. Also wollten wir es beim nächsten Hund besser machen. Wir lernten die Rasse Hovawart bei Spaziergängen kennen und lieben. Ein wundervoller schwarzmarkener Rüde namens Barclay infizierte uns mit dem Hovi-Virus. Dieses Mal lasen wir also vorher Bücher, stöberten im Internet und befragten Züchter. Und dann besuchten wir unseren ersten Züchter und waren hin und weg von diesen tollen Hunden. Die Hovawarte und Bernd Klösener haben bis heute quasi Schuld daran, dass wir diese Hunde so lieben. Bernd war ein guter Züchter, er war sehr ehrlich was die Eigenschaften, Stärken und Schwächen dieser Rasse ausmacht. Es wurde nichts schön geredet und während unserer Besuche dort hat er auch deutliche und kritische Worte gefunden. Am Ende sind wir mit unserem blonden Linus nach Hause gefahren. Und was soll ich sagen: er war überhaupt nicht wie Scheila. Reserviert, zurückhaltend, wenig an uns interessiert. Auch Scheila, die auf Spaziergängen mit jedem Hund klarkam, fand dieser neue Bedrohung im Haus ätzend und verschwand für Tage mit allen Spielsachen im Bad. Allerdings haben wir uns dann nach einigen Wochen gut zusammengerauft. Obwohl für Herrchen gekauft wurde Linus einfach mein Hund. Alles lief gut, er war deutlich dickköpfiger als Scheila aber durchaus zu motivieren, gerne aber erst beim zweiten oder dritten Mal. Aber wir waren glücklich, denn er war brav, freundlich und eher der ruhige und gemütliche Vertreter. Die ganzen Anmerkungen von Hundetrainern, einigen Tierärzten oder anderen Hundebesitzern, dass ein Hovawart eine ganz schlimme Rasse ist, konnten wir nicht verstehen. Und dann schlug die Pubertät zu: von heute auf morgen hatte er vor allem Angst, pöbelte Menschen, Hunde und sogar Mülltonnen an. Mittlerweile war er 1,5 Jahre und wog knapp 40kg. Ich versuchte sämtliche Erziehungsmaßnahmen, die bei Scheila wunderbar gewirkt hatten. Aber nichts funktionierte. Die erste Hundeschule hat nur abgewunken und gesagt, "alle Hovawarte sind so, da musst du jetzt mit leben. Das ändert sich nicht mehr." Zu dem Zeitpunkt war die Auswahl an Hundetrainern nicht so groß wie heute, aber aufgegeben habe ich nicht. Am Ende landeten wir auf einem alten Schäferhundeplatz und dort lernte ich den Umgang mit einer Rasse, die eben diesen Schutztrieb hatte. Versteht mich nicht falsch, wir haben keinen Schutzdienst gemacht, nur Unterordnung und Umweltprägung. Aber ich fühlte mich das erste Mal mit diesem Hund wirklich verstanden. Linus machte nichts falsch, er war in der Pubertät und versuchte seinen und meinen Job zu machen. Und von diesem Zeitpunkt an habe ich viel über Hundeverhalten gelernt. Linus zwang mich quasi dazu mich weiter zu entwickeln. Innerhalb seiner Familie war er immer lieb, nur nach Aussen war sein Wachtrieb sehr ausgeprägt. Und was soll ich sagen: mit 3 Jahren war das alles vorbei. Er war einfach perfekt. Die ganzen Pöbeleien hörten auf, er war gehorsam, begeistert bei der Arbeit und ruhig und souverän im Haus. Was ich damit eigentlich sagen möchte: Ja, die Anschaffung eines Hovawartes sollte (wie übrigens bei allen Tieren) wohl überlegt sein. Passt diese Rasse wirklich zu mir? Habe ich den Platz, die Kraft und die Energie, mich mit einem Hund auseinanderzusetzen, der meine Persönlichkeit in Frage stellt und mich zwingt, ein souveräner Partner und Rudelführer zu sein? Der nicht unterordnungsbereit ist, sondern hinterfragt, ob das jetzt wirklich nötig ist. Der einen total eigenen Kopf hat und nicht jedes Kommando blind ausführt. Der andere Hunde meistens überflüssig findet aber jede Katze, Maus und Pferd sofort adoptiert. Der dich und deine Familie bedingungslos liebt und für sie sterben würde. Der am liebsten immer an deiner Seite ist und seinen Job als Familienbeschützer bis zu seinem Lebensende ausführen wird. Ja, ein Hovawart ist kein Hund für Jeden. Er ist ein Hund für besondere Menschen, die keinen Mitläufer suchen sondern einen Partner an dem sie wachsen können. Denn eins haben mich alle meine Hunde gelehrt: meine Reise als Hundebesitzer endet nie. Ich lerne jeden Tag und mit jedem Hund neu. Wir wachsen gemeinsam. Und so kann ich mit Stolz, allen Rufen zum Trotz, sagen: ich bin eine Hovawartbesitzerin mit den tollsten Hunden der Welt.